„Nationalfeiertag der Arbeit“ und Erntedankfest


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Die „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933 machte sich natürlich auch in Frohnstetten bemerkbar. Fotografisch festgehalten aus dem öffentlichen Leben dieser Zeit ist leider nur sehr wenig, so dass diese Zusammenstellung von Bilder aus dem Nachlass meines Vaters notwendigerweise nur ein paar Schlaglichter setzen kann. Die Bilder lassen sich auch den einzelnen in Frage kommenden Veranstaltungen nicht mehr  eindeutig zuordnen – es handelt sich offenbar um verschiedene Festzüge zum 1. Mai und zum Erntedankfest. Aber darauf kommt es ja letztlich nicht an. Deshalb sind beide Themen und mehrere Jahre miteinander vermengt.



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 Immerhin ist es aber möglich, die geschickte Propagandamaschinerie der Nationalsozialisten etwas näher darzustellen. Deutschland sollte wieder in alter Größe erstrahlen (oder sich wenigstens so vorkommen). Umzüge am Tag der Arbeit und zum Erntedank, die Einweihung der Kriegerdenkmals und die Reichstagswahl 1935 sind bildlich festgehalten. Vermutlich sind aber die Umzüge später zu datieren als die aus der Pfarrchronik zitierten Zeitungsberichte. Einen Eindruck über die damaligen Geschehnisse kann man trotzdem gewinnen.



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1933  

Der 1. Mai wurde durch Gesetz vom 10. April 1933 zum nationalen Feiertag erklärt, und mit Festveranstaltungen und Umzügen sollte das Volk sich selbst und vor allem seine Regierung feiern. So fand auch in Frohnstetten eine Veranstaltung statt, über die eine örtliche Tageszeitung ausweislich eines in der Pfarrchronik eingeklebten Ausschnitts berichtete: 




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„Der Feiertag der nationalen Arbeit wurde in unserer Gemeinde mit noch selten dagewesener Feierlichkeit begangen. In der Frühe war Tagwacht durch die Musikkapelle. Fast sämtliche Häuser trugen größtenteils neu beschafften Flaggenschmuck und waren festlich bekränzt und geziert. Beim Rathause stellte sich der Festzug zum Gottesdienste auf. An der Spitze gingen die Schulkinder mit ihren Fähnchen, dann folgten die Musikkapelle in Uniform, der Militärverein, die SA-Abteilung, die sich zum ersten Mal mit Stolz und Freude in ihrer neu beschafften Uniform zeigte, der Turnverein, Gesangverein, Radfahrerverein, der kath. Arbeiterverein und am Schlusse die freiwillige Feuerwehr. …“


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„... Nach dem Gottesdienste bewegte sich der Festzug zum Rathausplatze, auf dem eine Feier unter Anteilnahme der ganzen Gemeinde abgehalten wurde. Der Vorstand der NSDAP, Herr Daniel Pfaff, sprach zunächst einige Worte zu der Versammlung, worauf das Deutschlandlied gesungen wurde. Herr Dr. Otto Löffler … hielt eine wohldurchdachte Festrede, in welcher er die Bedeutung des Feiertages der nationalen Arbeit in treffender Weise zu würdigen wußte und die großen Erwartungen dieses Tages der Versammlung darlegte. Ein Hoch auf das deutsche Vaterland schloß die treffenden Ausführungen des Redners. Der Gesangverein sang einen Männerchor auf das Deutsche Vaterland. Und nun setzte sich der Festzug in der bereits angegebenen Ordnung in Bewegung durch den ganzen Ort. Am Ende beim Gasthaus zur Krone löste sich derselbe auf. Die Schulkinder wurden an diesem Tage mit Wurst und Brot beschenkt, weshalb derselbe der Jugend in dauerndem Andenken bleiben wird.“

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Für den 24. Juni notiert die Pfarrchronik das Fest der Jugend mit Jugendwettkämpfen und abends einer Sonnwendfeier und Abbrennen eines Höhenfeuers „auf dem Sportplatz in der Nähe der Sebastianuskapelle, woran die Schüler und sämtliche Vereine teilnahmen.“

 

1934

Der Nationalfeiertag der Arbeit – inzwischen durch Gesetz zum „Nationalen Feiertag des deutschen Volkes“ erklärt, wurde auch im Jahr darauf gefeiert, in noch etwas größerem Umfang. Die Zeitung (ebenfalls Ausschnitt in der Pfarrchronik) berichtete:

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„Der Nationalfeiertag der Arbeit ist hier gemäß den Weisungen der Reichsregierung begangen worden. Am Vorabend des 1- Mai ist der Maibaum durch H.J., B.d.M., S.A. und S.A.-Musikkapelle feierlich eingeholt und auf dem Schulhofe durch das Zimmermannsgewerbe aufgestellt worden. Der Dorfschulze und politische Leiter hielt dabei eine Ansprache und die Mitglieder des B.d.M. brachten Reigen zur Aufführung. Am Festtag selber konnte man eine allgemeine Beflaggung und einen reichen Schmuck der Häuser mit Tannengrün beobachten. In früher Morgenstunde war durch die Musikkapelle Tagwache und Böllerschießen, das den ganzen Tag über ertönte. Am Gottesdienst beteiligten sich die einzelnen Organisationen mit ihren Bannern. Der Geistliche hielt eine dem Tage entsprechende kurze Ansprache über die Arbeit. Nach dem Gottesdienste war für die Jugend die Übertragung der Jugendkundgebung in der Schule, während die S.A.-Organisationen dieselbe im Parteilokal anhörten.“

 

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„Nachmittags um 2 Uhr stellte sich beim Gasthaus zum „Adler“ der Festzug zusammen. Voraus ging die Schuljugend, J.V., H.J., B.d.M. mit der Führerin Theresia Gaiser als Maikönigin. In der Mitte hatten die Musik und die Vereinsbanner ihren Platz. Dann kamen in 3 Gruppen der Lehrstand, der Wehrstand und der Nährstand. Einen besonderen Wagen hatten die Landwirtschaft, das Metzger- und Wirtsgewerbe, während die Bäckerei und das Handwerk ihre sinnvoll ausgeführten Erzeugnisse auf bescheidenen Handwagen mit sich führten und trugen. Der Festzug bewegte sich unter Musik und Gesang durch den Ort und machte auf dem Schulhofe halt, wo nun eine Feier stattfand. Die Schüler trugen mehrere Lieder und Gedichte vor und die Mädchen brachten einen Reigen zur Aufführung.“

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„Der politische Leiter hielt eine zum Feiertag der nationalen Arbeit passende Ansprache über die Taten der heutigen Regierung für das ganze deutsche Volk schloß mit einem dreifachen Sieg Heil auf den Reichspräsidenten Hindenburg und Volkskanzler Adolf Hitler. Um 4 Uhr war die Übertragung des Staatsaktes auf dem Tempelhofer Feld. Nicht vergessen werden soll der vom Brauereibesitzer Graf in Sigmaringen gestiftete labende Trunk, der auf dem Festplatz ausgeschenkt wurde. Der Kaiseringer Festzug mit seinen sinnvoll zusammengestellten Wagen des dortigen Gewerbes machte einen Besuch auf unsere Höhe.“

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1935  

fasst sich die Pfarrchronik sehr kurz: „Der 1. Mai wurde wieder festlich begangen, ebenso auch das Erntedankfest am 6. Oktober.


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Die mit viel Aufwand hergestellten und ausgeschmückten Wagen waren natürlich der ganze Stolz ihrer Besitzer, so dass man sich auch noch nach dem Festzug gerne zu einem Foto aufstellte.

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1936  

ist hier eindeutig, was die Entstehungszeit des nachstehenden Fotos angeht: Am 29. März 1936 fand die Wahl zum Deutschen Reichstag statt. Zugelassen war allerdings nur eine Einheitsliste der NSDAP, leere Stimmzettel galten als Stimme für die Einheitsliste, andere Markierungen führten zur Ungültigkeit. Die NSDAP erreichte denn auch offizielle 98,8 % der Stimmen.


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Neben der herausgehobenen Ausschmückung des Wahllokals fällt besonders ins Auge, dass das "Friedenswerk des Führers" beworben wird - auch sonst war "Frieden" bei dieser Wahl stark thematisiert. Dennoch dauerte es gerade mal noch knappe dreieinhalb Jahre bis zum Kriegsbeginn. 

 

1937

heißt es in der Chronik zunächst lapidar: „Der 1. Mai, der Tag der nationalen Arbeit, wurde in diesem Jahr in Storzingen gefeiert.

Etwas mehr Informationen gibt der Chronist über das Erntedankfest: „Das Erntedankfest am Sonntag, den 3. Oktober, wurde hier mit großem Festzug begangen. Auf dem Schulhof waren Spiele und Gedichte der Kinder, Reigen des B. d. M., Musik und Rede des politischen Leiters. Der neue Bauernführer Konrad Glattes, der an Stelle des zurückgetretenen Bauernführers Josef Grüner I das Amt übernommen hatte, konnte dem Erbhofbauern und ersten Bauernführer Konrad Seßler eine Ehrenurkunde der Landesbauernschaft für mustergültige Bewirtschaftung seines Betriebes aushändigen. Die Festwagen haben Prämien zwischen zwei und sechs Reichsmark erhalten.“ 

Herausgehobenes Ereignis des Jahres 1937 war die Einweihung des Kriegerdenkmals. Hier berichtet Pfarrer Widmaier selbst ausführlich:

 „Am 17. Mai, Pfingstmontag, wurde das durch Stein- und Bildhauermeister Emil Stauß von Laiz gefertigte Kriegerdenkmal an der Hilbe, im Schatten der grünenden Bäume, feierlich eingeweiht. Dasselbe stellt den Krieger mit Gewehr bei Fuß dar, was auf Opferbereitschaft, Wehrhaftigkeit und Einsatzbereitschaft hinweist. Am Morgen nach dem Gottesdienste war eine kirchliche Einweihung. Nachmittags wurde die weltliche Einweihungsfeier gehalten, an welcher eine große Anzahl Militärvereine der näheren und weiteren Umgebung teilnahmen. Ebenso waren dazu erschienen Landrat Dr. Seifert, Kreisleiter und Landesdirektor Maier von Sigmaringen, Vertreter des Truppenübungsplatzes Heuberg und noch andere Gäste.“

 

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„Ansprachen wurden gehalten von Bürgermeister Seßler, Landrat Dr. Seifert und Kameradschaftsführer Heppeler. Musik, Gesang des Männergesangvereins, Kranzniederlegung und Ehrensalven umrahmten den Festakt der Weihe. Der Militär- und Kriegerverein hatte sich besonders für die Errichtung des Denkmals eingesetzt. Dasselbe wurde zum Teil durch freiwillige Spenden, zum Teil durch einen Beitrag der Gemeinde erstellt, in deren Besitz und Obhut es mit der Weihe übergeben wurde.

Die dieser Darstellung beigefügten Fotos – in Kopie leider von minderer Qualität – zeigen immerhin das riesige Interesse der Bevölkerung an diesem Festakt.

1938  

befasst sich die Pfarrchronik nicht mit den großen Ereignissen, sondern hebt auch einmal Personen hervor, die sonst gerne vergessen werden:

„Am 1. Mai, dem Feiertage der nationalen Arbeit, wurden nach dem Festzuge auf dem Schulhofe zwei verdiente Arbeiter im Dienste der Gemeinde in besonderer Weise geehrt. Josef Hotz Brunnenmeister hatte nahezu 50 Jahre die Wasserversorgung im Brunnenhaus besorgt. Josef Melcher ist seit 1907 Totengräber und hat später auch noch viele Jahre das Amt eines Leichenbeschauers ausgeübt. Der Bürgermeister Seßler gedachte in ehrenden Worten der beiden Jubilare und überreichte ihnen ein Geschenk der Gemeinde und die vom Führer gestiftete Medaille für treu geleistete Arbeit.“

 

 


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